Institut für Schematherapie Marburg
Institut für Schematherapie Marburg
14.05.2017

Newsletter "Forensische Schematherapie"

Verehrte KollegInnen,

nachdem unser letztes schematherapeutisches Netzwerktreffen in Köln schon wieder ein halbes Jahr vorüber ist, möchte ich ankündigen, dass das nächste Netzwerktreffen nächstes Frühjahr von den Kollegen der LWL-Maßregelvollzugsklink Schloss Haldem voraussichtlich in Münster ausgerichtet werden wird. Da sich beim letzten Netzwerktreffen gezeigt hat, dass ein Vorbereitungsteam über die ausrichtende Institution hinaus inspirierend und hilfreich ist, möchte ich Sie bitten, mich kurz zu kontaktieren, wenn Sie Lust darauf haben, (auch) in diesem Jahr Teil dieses Teams zu sein. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen! Zur Vorbereitung des letzten Netzwerktreffens hat sich das Organisationsteam einmal persönlich getroffen und alles weitere via E-Mail ausgetauscht. Auch wenn Sie nicht mitorganisieren wollen oder können, besteht aktuell noch die Möglichkeit, inhaltliche Wünsche für das nächste Netzwerktreffen vorzuschlagen: Claudia.Knoernschild@Forensische-Praxis-Marburg.de.

Im Rahmen des 2. Netzwerktreffens Forensische Schematherapie haben wir uns schwerpunktmäßig mit dem Thema Forensische Gruppenschematherapie beschäftigt sowie mit praktischen Erfahrungen bei der Implementierung von ST in forensischen Einrichtungen; außerdem hat Prof. Dr. David Bernstein uns die Ergebnisse der niederländischen Forensik-Studie vorgestellt. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass es die Stärke der forensischen ST ist, vor allem in der frühen und mittleren Therapiephase Patienten in der Therapie zu halten und in dieser Zeit schneller Erfolge zu erzielen als Treatment as usual (TAU) was auch aus dem Blickwinkel der Kosten-Effektivität günstig ist. Daher wurde die ST in Holland auch als das erste evidenzbasierte Verfahren zur Behandlung von forensischen Patienten anerkannt.

Die Studienergebnisse ein wenig ausführlicher:

im zweiten Behandlungsjahr ist die Quote der Therapiebeibehaltung bei ST-Patienten besonders hoch im Vergleich zu TAU-Pat. (d.h. weniger Abbrecher)

signifikant höherer Anteil von Entlassungen bei ST-Patienten

selbstberichtete Persönlichkeitsauffälligkeiten nehmen bei ST-Patienten signifikant stärker ab

ST-Patienten zeigen im HCR-20-Rating und im START-Rating schnellere Verbesserungen als TAU-Patienten (1,5 / 3 Jahre)

frühe maladaptive Schemata werden bei ST-Patienten signifikant stärker reduziert

maladaptive Modi werden bei ST-Patienten signifikant schneller reduziert


Leider wurden die ausführlichen Einzelergebnisse bisher nur im Rahmen vor Vorträgen vorgestellt. Eine schriftliche Veröffentlichung ist nach Angaben von Prof. Dr. David Bernstein in Arbeit. Seit dem letzten Newsletter sind nur wenige internationale Veröffentlichungen zum Thema erschienen:

Lah, A. U., & Saradjian, J. (2016). Frozen child: Schema therapy for a forensic patient in a service for men with a diagnosis of severe personality disorder. Journal Of Forensic Practice, 18(4), 254-264. doi:10.1108/JFP-01-2016-0001

Nentjes, L., Bernstein, D. P., Meijer, E., Arntz, A., & Wiers, R. W. (2016). The mask of sanity: Facial expressive, self-reported, and physiological consequences of emotion regulation in psychopathic offenders. Journal Of Personality Disorders, 30(6), 828-847. doi:10.1521/pedi_2016_30_235

In Deutschland erschien Ende letzten Jahres (endlich) das Handbuch der Antisozialen Persönlichkeitsstörung" (herausgegeben von Dulz, Briken, Kernberg & Rauchfleisch) mit einem Kapitel über Schematherapie.

Mit einem Pre-Conference-Course startete im Rahmen des letzten Netzwerktreffens das erste Fortbildungscurriculum "Zertifizierter Schematherapeut (ISST)" mit forensischem Schwerpunkt mit ausschließlich forensisch erfahrener Besetzung. Auch für nächstes Jahr ist wieder ein solches Curriculum geplant. Nähere inhaltliche Informationen dazu finden Sie hier: Curriculum. Neue Termine sind jedoch noch nicht festgelegt. Ausdrücklich soll die Fortbildung auch für nicht-approbierte KollegInnen, die forensische Patienten behandeln, offen sein.

Um zukünftig noch passgenauere Angebote für forensische Kollegen entwickeln zu können, wurde in Marburg jüngst ein von der ISST anerkanntes, schematherapeutisches Institut gegründet (IST-MR). Diese Gründung ist so neu, dass es noch nicht einmal eine Homepage dafür gibt. Das IST-MR wird sich ausschließlich auf die Vermittlung forensischer Schematherapie konzentrieren. Neben Workshops werden auch Inhouse-Schulungen angeboten. Bitte nehmen Sie bei Interesse Kontakt mit mir auf (Claudia.Knoernschild@Forensische-Praxis-Marburgg.de).

Der nächste Workshop für erfahrenere KollegInnen (die bereits über Anwendungserfahrung mit der ST verfügen und erste einführende Workshops absolviert haben) findet am 21./22. September 2017 in Marburg statt: Fallkonzeptualisierung und Anwendung im forensischen Setting mit Fokus auf Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen. Außerdem wird es in der nächsten Zeit Gruppensupervisionstage geben. Bitte melden Sie sich kurz bei mir, wenn Sie daran Interesse haben. Beide Angebote können ausdrücklich auch von KollegInnen besucht werden, die ihre bisherigen ST-Fortbildungen an anderen Instituten besuchten.

Sollten Sie relativ kurzfristig noch Lust auf internationale schematherapeutische Fortbildungen haben:

am 19. Mai treffen sich in London englischsprachige Kollegen zu einem kurzen Vernetzungsnachmittag (siehe Anhang)

vom 8. bis zum 10. Juni findet in Barcelona die nächste ISST-Summerschool statt, in deren Rahmen zwei forensisch langjährig erfahrene Kollegen (Jan Kossack und Kerry Beckley) einen Workshop über Anger, Aggression & the Forensic Population anbieten

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Sommer,

Claudia Knörnschild

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